Schleichwege des Körpers
Für besondere Anstrengungen hat der Pferdekörper einen Mechanismus parat, der seinen Organismus reagieren läßt. Körperhaltung, Aufmerksamkeit, Wachheit, Kreislauf, Atmung und Gefäßsysteme werden „dazugeschaltet“. Wurden die Pferde früher nur zeitweise in Alarmbereitschaft versetzt, so bildet der Mensch mit seinen Ansprüchen eine Daueranforderung. Wie kann der Organismus des Pferdes, der bekanntlich zu jedem kleinsten Evolutionsschritt viele Jahrtausende braucht, mit dem Einfluss Mensch zurechtkommen? Ohne entsprechendes Lernen fordert der Bewegungsmangel einen deutlichen Tribut. Die herabgesetzte körperliche Leistungsfähigkeit ist ursächlich an der Entstehung einer ganzen Reihe von Krankheiten beteiligt. Was nicht gebraucht wird, verkümmert.
Bereits nach 3 Wochen Boxenruhe entkräften Pferde. ( es gehört in den Bereich der Märchen, das ein Pferd durch Boxenruhe seine Beine schonen muss, den das körpereigene Reparaturset wird nur durch Bewegung aktiviert – neue Zellen werden nur durch Aktivität angekurbelt) und so ein Schwund lässt sich dann nur durch maßvolles Bewegungstraining wieder ausgleichen. Wenn sich ein Pferd auch nur einige Tage nicht bewegen darf, geraten die Vorgänge im Inneren nach und nach aus der Balance.
Braucht mein Pferd das BewegungsLernen?
Das Pferd besitzt eine unermessliche Fähigkeit zur Anpassung und zum Ausgleich. Deshalb spüren wir als Reiter oft jahrelang keine Beschwerden bei unseren Pferden, vertrauen auf Reitausbildungen die es körperlich fördern oder geistig beschäftigen sollen.
Meist beachten wir Signale nicht, wie eine Steifheit da und ein „Ungehorsam“ dort. Der Pferdekörper gleicht aus, er bringt sich selber wieder in ein Gleichgewicht. Gleichgewicht bedeutet aber nicht zwingend, das sich das Pferd ausgeglichen bewegen kann – es gleicht sich aus, um bestmöglichst dem Schwerpunktzentrum nahe zu kommen, um stabiler auf die Erdanziehung zu wirken. Dabei hilft dem Pferd der Selbststabilisierungsmechanismus (Stand-by Modus)
„mein Pferd ist so schön gelaufen, auf einmal geht gar nichts mehr“ oder “die Probleme mit dem Vorderbein hat er schon jahrelang, trotzdem war er auf Turnieren immer erfolgreich”:
In den wenigsten Fällen ist eine einzige Ursache für Beschwerden verantwortlich. Vielmehr bauen sich die Ursachen meist über lange Zeit auf und sind eine Ansammlung von Faktoren, die den Pferdekörper dann schlussendlich be-und überlasten.
Nun müssen wir uns fragen, warum die Vorfahren unserer Pferde weitaus weniger mit den heute weit verbreiteten Problemen im Bewegungsapparat belastet waren. Sie hatten zwar andere Beschwerden die von großen körperlichen Anstrengungen herreichten, aber nicht die Probleme die wir heute haben, denn die meisten Systeme der heutigen Reiterei forcieren den festgehaltenen Rücken und nicht die ausgleichende Beweglichkeit des Rückens.
- Das ist der Hauptpunkt: nur wenn er agil ist, fördert es die Genese der Gelenke, aber auch das seines Hauptproblems – der festgehaltene Wirbelkette. Dazu ist das gestern gezeigte Bewegungskonzept abgestimmt: das bedeutet – die einzelnen Wirbelkörper beweglich machen, damit die entstandenen Fehlbelastungen der Gelenke (eigentlich Nebenbaustellen, die aber jetzt in den Vordergrund gerückt sind) vom Körper ausgeglichen werden können. Der Körper von Jakup bewegt sich noch in seinem alten Bewegungsbett, das aber überansprucht war und nachgegeben hat. Die Erinnerung ist noch stark, die erste Etappe des KörperHighLeiten ist ja erst die erste Stufe. Nun muss er zum Bewegen gefordert werden. Das heißt, er muss aufgefordert werden, seine neuen Muskeln und die neuen Gelenksstellungen zu benutzen. Dabei wird er aber unweigerlich am Anfang noch die „beleidigten“ Muskeln mitnehmen, bis die neuen immer mehr in Vordergrund treten, und den Körper in eine andere Haltung und andere, gesunde Bewegung führen können.
- Stressreduktion für das Pferd: Stress über seine „Krankheit“ den das Pferd bei seinem Menschen empfindet, aber eigener Physischer Druck verstärkt die Schmerzwahrnehmung und schwächt das Muskel-Skelett System. Daher muss der Besitzer motivierend auf die Bewegung eingehen, die anfangs noch sehr schleppend und zögernd vom Pferd ausgeführt wird. Außerdem, wie gezeigt, dem Pferd immer wieder den Druck vom Genick nehmen.
Reflektorische Schmerzen können durch Fehlregulationen oder durch eine Fehlhaltung entstehen. Oftmals kommt es dabei zu einem Circulus vitiosus, wodurch die Schmerzen sich selbst verstärken. Ein Beispiel sind durch Muskelverspannung ausgelöste Schmerzen. Diese führen zu einer weiteren Verspannung der Muskulatur und zu weiteren Schmerzen.
Der Rücken und unsere Gelenke des Pferdes sind darauf angewiesen, dass wir ihn permanent bewegen und belasten. Und damit trifft es auf Wirbel, Bänder und Bandscheiben – und natürlich die zahlreichen Muskeln zu, die das System stabilisieren und aufrecht halten.
Dahinter verbirgt sich ein einfaches Prinzip: alle Muskeln wachsen und legen an Masse zu, wenn sie gefordert werden – und sie bauen ab, wo Beanspruchung fehlt. Ohne ein kräftiges Muskelkorsett verliert der der Körper verliert der Körper seinen natürlichen Schutz, und vor allem die Wirbelkette wird instabil.
Um Fehlstellungen zu kompensieren, spannen sich bestimmte Muskelstränge permanent an, sie können gar nicht anders, als sich ununterbrochen zusammenzuziehen. Dabei verhärten sich die Fasern zusehends und lösen sehr schmerzhafte Verspannungen aus. Das Gleiche geschieht, wenn wir über längere Zeit in ein und derselben Position verharren und dadurch den Rücken und Gelenke einseitig belasten.
Und – desto kraftloser die Rumpf – und Gelenksmuskulatur ist, desto langsamer lässt sie sich aktivieren. Vor allem bei abrupten Bewegungen kommen sie häufig nicht schnell genug in Gang, weil die nötige Kraft fehlt. Mit fatalen Folgen: Wenn der Huf aufsetzt, und der Rücken nicht schwingt, und die Gelenke federn werden sie nicht schnell genug aktiviert um den Stoß abzufangen. Gewissermaßen hinken die Stabilisatoren hinterher, reagieren stets eine Nuance zu spät.
Die einzelnen Schläge stellen zwar eine vergleichsweise geringe Belastung dar, doch in Summe reizen sie die Nerven in der Kreuzgegend – und können irgendwann bereits bei der kleinsten Bewegung zu stechendem Schmerz führen.
Studien zeigen, dass bei Rücken und Gliedmaßenproblemen die Rumpfmuskulatur auffallend schwach ist, und deshalb fehlerhaft funktioniert. Das Zusammenspiel der Rumpf- und Bauchmuskeln kommt bei der Koordination der Bewegungen nicht nach.
Auch Seelische Überlastungen sind mit den körperlichen Symptomen verbunden. Ist zum Beispiel das Genick verspannt und hat nicht gelernt zu entspannen, steht die Rückenmuskulatur bis zum Kreuzbein permanent unter Spannung – ähnlich wie bei einer Fehlhaltung. Es folgt das bekannte Muster: die Muskulatur ermüdet, verhärtet und schmerzt. Andauernder Schmerz und Schmerzverarbeitung im Gehirn machen die Nervenzellen aber immer sensibler. Deshalb melden sich auch bei harmlosen Reizen Schmerzsignale an das Denkorgan.
So wie ein Boxer seine Arme zum boxen anwinkeln muss, um Kraft aus den Gelenken zu entwickeln ( mit einem gestreckten Arm kann man nicht boxen) so muss das gerittene Pferd seine Hinterhand über den mächtigen Hinterhandwinkel winkeln können – nur so kommt die Wirbelreihe und die starke Beckenmuskulatur ins Spiel.
Die Hinterhand in den Gelenken beweglich zu machen. Das heißt, die durch die bewegliche Wirbelkette zunehmend erzeugte Winkelung der
Hinterhandsknochen können Stauchungskräfte im Körper aufgenommen werden. Außerdem ist die Winkelung eine Energiespeicherung während der Bewegung. Sie verstärkt sich beim Aufsetzen des Fußes in der Bewegung und nimmt ab wenn der Fuß elastisch über die Beugesehnen abfußt. Bänder, Muskeln und vor allem Sehnen verändern während des Bewegungsvorganges nicht ihre Länge, sodass bei der entstandenen Stauchung Energie gespeichert wird, die in der Gangphase wieder freigesetzt wird. – ( Dieser Vorgang ist Läufern auch als Rückstoßenergie bekannt).
Aus der Perfektion dieser Bewegung entsteht die Piaffe, bei der die Kruppe nicht abgesenkt wird, und die Beine nicht hochgezogen werden, sondern rhythmisch, aus ihrer eigenen Energie gespeist werden. Die gedehnten Muskeln und Sehnen begrenzen die Kniebeugung und ermöglichen eine federnde Bewegung.
Durch die Winkelung der Hinterhand wird das Iliosakralgelenk ( Kreuzdarmbeingelenk) nicht überbelastet, denn der Druck, der sonst auf diesem Gelenk lastet, wird unter den anderen Hinterhandgelenken aufgeteilt.
Ist die Hinterhand gewinkelt (Hankenbeugung) erscheint die Trittfolge zwar kürzer, aber dynamischer – das „Untertreten“ wird ebenfalls durch die verstärkte Winkelung erzeugt, und nicht mehr durch das weite Vorgreifen der steilen Hinterhand, bei dem die nichtzentrierten Gelenken vermehrten Druck aushalten müssen.
Die Kraft der Hinterhand kommt von den außerordentlich starken Oberschenkelmuskeln und wird nicht aus der „Schwachstelle“ Lendenwirbelkette erzeugt. Ein so entwickeltes Pferd wird auch ohne Probleme Seitengänge aus der Hinterhand gehen können, ohne dass der Seitengang dem Knie des steilen Beines schaden könnte.
Durch das Körper HighLeiten und die in ihren Wirbeln bewegliche Wirbelkette können die Gelenke die ihnen zugedachte Arbeit wieder aufnehmen und die Sehnen werden zum Federn gebracht.
Eine außerordentliche Sonderstellung nehmen dabei die Beugesehnen um den Fesselkopf ein.
die Halswirbelkette ragt als langer, nicht von Knochen gestützter Hebel frei in der Luft und trägt am Ende den schweren Kopf . Die Belastung an der Spitze eines so langen Hebels ist eine außerordentliche und es bedarf großer Kräfte um den Kopf stets in der richtigen Haltung ohne Anstrengung zu tragen. Muskelkräfte würden sehr bald erlahmen, und der Kopf würde am Boden liegen. Die freie Beweglichkeit verdankt die Halswirbelkette der elastischen Wirkung des Nackenbandes. So wird der Kopf ohne Beteiligung von Muskelkraft auch im Schlaf getragen. Das Nackenband beginnt am Hinterhauptbein und haftet an jedem Dornfortsatz bis an die Schwanzwirbel. So steht der Kopf durch das Nackenband in ganzer Länge mit der Wirbelkette in Verbindung.
Killerbewegungen der Wirbel
was belastet die Rückenkrümmung also den “aufgewölbten Rücken”? Wenn die Bauchmuskeln (Beckenmuskulatur!) nicht ausgebildet ist, übt das Gewicht der Eingeweide großen Zug nach unten aus. Verstärkt wird dieser Zug nach unten noch durch das Gewicht des Reiters, vor allem in schnellen Gangarten. Nicht richtig ist, das eine mechanische Aufwölbung des Rückens durch den tief getragenen Hals das Pferd zum besseren Untertreten veranlassen würde.
Lendenwirbelkette
die gemeinsame Schwachstelle des Bewegungsapparates von Mensch und Pferd ist die Lendenwirbelkette. Die Rippenbögen hören auf und die Beckenschaufel fängt an. Frei tragend geht jede Belastung auf die Sollbruchstelle Lende.
Killerbewegung der Lendenwirbelkette
Das Kreuzdarmbeingelenk von Helle Katrine Kleven Mechanisch gesehen hat das Kreuzdarmbeingelenk, auch Iliosacralgelenk genannt, den härtesten Job des ganzen Bewegungsapparates. Einerseits muss es sehr viel Gewicht tragen, andererseits muss es die ganze Kraft, die in der Hinterhand entwickelt wurde, aufnehmen und nach vorne weiterleiten. Für diese zwei mechanischen Vorgänge muss das Gelenk einerseits stabil, andererseits mobil sein. Das Kreuzdarmbeingelenk ist, wie der Name sagt, die Gelenkverbindung zwischen dem Kreuzbein und dem Becken. Das Gelenk ist ebenfalls anfällig für Ursachen an anderer Stelle: das heißt, in diesem Gelenk treten häufig sekundäre Blockaden auf. Daher ist für Sie als Reiter das Kreuzdarmbeingelenk eines der wichtigsten Gelenke des Körpers, das sie im Auge behalten sollten. Das knöcherne Becken bildet das Fundament, auf dem der Rest der Wirbelsäule aufbaut. Die durch den Lastwechsel beim Gehen entstehenden Kräfte werden über die Hüftgelenke in das Becken eingeleitet. Es kommt beim Lastwechsel zu kleinen Bewegungen des Beckens in sich. Diese Bewegungen finden in der Symphyse und den Kreuz-Darmbeingelenken statt.
Helle Katrine Kleven Das Kreuzbein Das Kreuzbein finden Sie am Ende der Lendenwirbelsäule. Er bildet sozusagen die Verlängerung der Wirbelsäule. Es bildet mithilfe des langen Dornfortsatzbandes eine gute Hebevoraussetzung für die Brückenbildung und Tragefähigkeit des Pferdes. Lendenwirbelsäule Verspannungen der Lendenmuskulatur können die Beweglichkeit der Kniescheibe einschränken. Der Nerv, der den vierköpfigen Oberschenkelmuskel steuert, verläuft zwischen den Lendenmuskeln. Ist dieser Muskel verspannt, komprimiert er den Nerv, und die Verbindung zwischen Zentralnervensystem und dem vierköpfigen Oberschenkelmuskel ist geschwächt. Der Muskel verliert an Kraft.