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Das Fundament der Bewegungsentwicklung – wertvolle Lernerfahrungen für das Pferd

Um in kurzer Zeit aus einem in der Flexion gebeugten und in der Stabilisierung gehaltenen Pferdes ein aufrechtes Pferd in Selbsthaltung zu machen, bedarf es schon sehr viel reiterlicher Technik oder menschlicher Kraft. Auch auf die üblichen empfohlenen Heilsbringer wie Muskeltraining, Rückengymnastik oder Dehnübungen wird man vergeblich zurückgreifen können. Denn unfreiwillig kann der Pferdekörper nicht in eine andere elementare Grundposition seines Körpers kommen.

Nehmen wir einmal an, ein Fohlen kann sich in den ersten Lebensjahren nur sehr eingeschränkt bewegen. Eine eingeschränkte Bewegung ist zum Beispiel leider alles, was nicht wie eine Aufzucht bis 4 Jahre in einer Hengstherde mit ca. 30 Jungtieren aussieht.

Natürlich wird nicht jeder diese Aufzucht seinem Pferd ermöglichen können, aber dann müssen wir das junge Pferd eben in eine Art körperliche Vorschule geben. Warum?
In seinen ersten Lebensjahren hat es sich vielleicht altersgemäß entwickelt, doch es setzt zu seinen Bewegungen eine Anspannung im Bereich von Wirbelsäule, Genick, Schultern und Becken ein. Wir nennen das den natürlichen Stabilisierungseffekt im Körper, der erst durch viele ganzkörperliche Bewegungsanreize und dynamische Bewegungsimpulse abgelöst werden kann.

Das junge Pferd hatte also – obwohl es wie gesagt, altersgerecht entwickelt ist, nicht ausreichend Übung darin, die Wirbelkette mit allen vier Beinen zu unterstützen und ersetzt das nun durch ein Festhalten im Bereich des Beckens. (Diese Tendenz habe ich über den Stabilisierungemechanismus des Pferdes beschrieben). Womöglich hatte das Pferd auch nicht genug Gelegenheiten seinen Körper in die Extension zu bringen und konnte keine Aufrichtemuskulatur entwickeln – es ist möglicherweise in der Flexion durch seinen Körper festgehalten – das sich in der Verspannung und Starre seiner Bewegungsmuster niederschlägt.

Eine solche Kompensation seines Körpers hält das Pferd – und vor allem nicht den Menschen, davon ab, ein breites Spektrum an Bewegungs- und Reitformen zu entwickeln, doch der stabilisierte Körper des Pferdes steht einer echten Bewegungsentwicklung, einem vollständigen Ausdruck seiner eigenen Bewegungen und der tiefen Freude an Bewegung – der Bewegungslust, im Wege.

In unserer auf Leistung ausgerichteten Gesellschaft verzichten viele Reiter auf den echten Genuss und die tiefe Befriedigung, die in der Schönheit und Vitalität von natürlich entwickelten und gestalteten Bewegungen des Pferdes liegen kann. Sie werden von den Vorgaben früherer Reitbedürfnisse beeinflusst. Wenn aber unsere derzeitige Reitkultur den Körper des Pferdes und das Reiten als zwei voneinander getrennte Einheiten betrachtet – stellt das auch einen negativen, aber wesentlichen Prozess in der psychischen Entwicklung des Pferdes dar. Perfektion hat im Bezug auf die natürliche Bewegungsentwicklung keinerlei Relevanz. In den meisten Situationen ist aber das nicht umgesetzte Potential nicht verloren – es wurde nur noch nicht erfahren, bzw. ist erlebt worden und später in Vergessenheit geraten.

Auch das Pferd wird ja durch dieses Reiten von seinem Körper abgetrennt. Wenn die Reitkultur dem Pferd vermittelt, dass der Körper in irgendeiner Weise minderwertig, schief, unbeholfen, nicht taktrein, widerständig oder festgehalten ist, dann lernt das Pferd seine natürliche Wahrnehmung zu kontrollieren und immer mehr zu mäßigen – und sogar seine Bewegungsenergie zu unterdrücken.

Es ist die Abnahme der Sensibilität in den Propriozeptoren der Muskeln und Sehnen und nicht nur ein Problem des Gleichgewichtes – wie man vielleicht denken könnte, verbunden mit zu großen Schwingungen des Körpers, da nur noch die Gliedmaßen an Bewegungen beteiligt sind, und nicht mehr der Rumpf.

Das Trauma-Gedächtnis ist genauso in den sensorischen Rezeptoren, in der Haut und in den Muskeln abgelegt wie im Gehirn. (Trauma: wird eine angemessene Handlung des Körpers verhindert, erzeugt der Körper ein Erinnerungsbild. Das gilt einerseits für Emotionen( Schreck, Wut, Angst) aber auch für alle nicht realisierten, motorischen Muster (Scheitern der Flucht durch Festhalten, körperliche Unfähigkeit eine Verletzung zu verhindern, keine eigenen Bewegungsmuster – weil der Mensch über das Pferd bestimmt etc.)). Es ist als  traumatisches Ereignis „im Inneren eingesperrt“. Nicht ausgelebte, eigene Impulse, halten gewissermaßen das neuronale Netzwerk des Pferdes als Geisel – wir sehen das als Verspannungen und Schiefen im Körper des Pferdes.

Indem wir allerdings die Bewegungsmuster, die den freien und vollen Bewegungsfluss durch den ganzen Körper schicken, wieder herstellen, kann das Potenzial des Pferdekörpers wiederentdeckt werden und der Körper des Pferdes nimmt keinen Schaden mehr.

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